Eine Muttertags-Geschichte

Die Blumen, Geschenke oder kleineren Überraschungen für den morgigen Muttertag sind sicherlich unter Dach und Fach. In unseren Breitengraden ist es ein Tag der kleinen, aber von Herzen kommenden Aufmerksamkeiten.  
Das ist nicht überall so und zugleich der Grund, weshalb ich die folgende Geschichte erst nach Ladenschluss erzähle. Denn weder will ich es mir mit den Männern/Söhnen verderben, noch will ich die Mütter auf krumme Last Minute Gedanken bringen, wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass Einige die nun folgende Geschichte gut abspeichern werden.

Es war am Samstag Nachmittag vor Muttertag,
als meine Frau und ich in unserem damaligen Wohnort Anamur/Südtürkei neugierig  herumschlenderten, denn die Tourismus-Saison nahte und wir wollten wissen, was sich so getan hatte. Plötzlich stürmte aus dem benachbarten Hotel Ahmet, der junge initiative Besitzer auf uns zu. "Hallo, super, ihr kommt wie gerufen. Kommt kurz mit, ich muss nach Anamur und brauche eure Hilfe, dauert nicht lange." Eigentlich hatten wir Anderes im Sinne, aber Ahmet ließ nicht locker. Es musste sich geradezu um einen Notfall handeln, also willigten wir ein, stiegen in seinen klapprigen Renault.

Auf der Fahrt dann sein Anliegen: "Ihr wisst doch, morgen ist Muttertag und ich befinde mich in einer furchtbaren Situation. Seit Wochen nörgelt meine Mutter nach dem Essen am Geschirrspüler herum.'Er wäscht nicht sauber, hört ihr wie der rumpelt?, er braucht zuviel Wasser' und das alles mit einem tiefen 'Aaaaaach' oder unüberhörbare zischendem 'Tz Tz Tz Tz'.  Der Fall ist klar: Sie erwartet von mir einen neuen Geschirrspüler zum Muttertag und wenn ich das nicht beschaffe, muss ich ein Jahr lang untendurch. Jedes Jahr dasselbe, irgend eine große Anschaffung. Dieser Muttertag ruiniert mich noch eines Tages."

Noch war nicht klar, was eigentlich unsere Aufgabe dabei sein sollte, denn anpumpen würde er uns nie. Im Stadtzentrum angekommen, Auto vor ein Weisswarengeschäft mitten in die Strasse gestellt und rein. Die ausgestellten Geräte unter die Lupe genommen.  Gesucht war ein einfach zu bedienendes, nicht zu teures Gerät.  Ratenzahlung wurde ausgelotet und ohne weitere Verhandlungen drehten wir wieder um, rein  ins Auto und 200 Meter weiter ins nächste Geschäft. Kurz vor 16 Uhr, bald machen die Läden dicht...

Diesmal gab es tatsächlich ein Gerät, welches Ahmet für muttertauglich befand, den Preis fragte und im gleichen Atemzuge begann, uns ausführlich vorzustellen. Schweizer, leben dauerhaft hier und kaufen alles in Anamur und gute Freunde usw. usw. Mir dämmerte: Wir waren eine Zusatzreferenz und ein mögliches neues Geschäft. Die Taktik ging auf, der Preis um 10% runter. "Bei Barzahlung"? 20% Preisvorteil.

"OK, ich nehm die,  80% und bezahle in 12 Monatsraten". 
"Nein nein, so geht das nicht, dann bezahlst du  100%". 
"Du weisst, ich habe das Hotel neu renoviert, ich muss jede Lira drehen, 6 Monatsraten, aber sonst kann ich das schöne Ding nicht kaufen.
"OK, 90% des Preises".
"Nicht doch,mach es mir nicht so schwer, was sollen meine Freunde hier denken.."
"Also gut, 80% 6 Monate".
"Super, du lieferst gleich und montierst bis heute abend, es soll eine Überraschung werden, ab 19 Uhr ist Mutter zurück, da muss das stehen."
"Das wird knapp, wir haben schon zwei Geräte, welche noch heute eingebaut werden müssen."
"Das MUSS klappen, also, wir sehen uns, tschüss."
"Heh, was ist mit der ersten Rate?"
"Kein Geld, bringe ich dir am Montag, zuerst montieren,  tschüüüssss".

Rein ins Auto, Ahmet vergnügt pfeifend, bedankt sich herzlich, lädt uns zum Tee ein. "Mir graut jetzt schon vor dem nächsten Muttertag. Was wird sie sich wieder einfallen lassen?"

Einige Tage später begegnen wir Ahmets Mutter in der Stadt. "Und, wie geht es?" "Danke gut und euch?" "Danke auch gut und wie geht es dem neuen Geschirrspüler?" "Ach, das wisst ihr? Ja super. Ein wirklich tolle Überraschung! Der Ahmet ist ja  ein sooooo guter Junge."....

Soviel zur Macht der Mütter.

Schönen Muttertag!

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