Die Einetalbahn

Einleitung: 


Dieses Bild, jedoch im Format 20 x 30 cm,bekam ich vom Untermüller Richard Ermisch aus Ritzgerode zum 80 Geburtstag geschickt. Ein Zug der Einetalbahn mit der Lok 99 6001 am Bahnhof Untermühle Ritzgerode. Am Bahnsteig wartend Richard Ermisch, ich und eine junge Frau, die Waldfee der Einetaler. Sie ist noch nie in ihrem Leben dort gewesen. Und ein Eisenbahnzug ist nie durch das Einetal gefahren. Das Ganze eine Fotomontage, geradezu sagenhaft. Das war dann auch der Beginn des Sammelns von Heimatsagen aus dem Einetal. Begonnen wurde damit nach meinem Geburtstag, im August. Zunächst war alles noch ungeordnet. Die Seiten waren nicht nummeriert. Es sah aus wie im Wirrwarr. Doch nun….! und mit diesem Bild, leicht abgewandelt, entstand auch die nachfolgende Geschichte, die im Manuskript “Die Einetalbahn" ihren Niederschlag fand. 

Die Einetalbahn:

Der Müller, der Lehrer und die Waldfee des Einetales.  Mit einem Sonderzug der Einetalbahn ist sie gekommen, die Waldfee der Einetaler. Wir sehen sie hier mit dem Müller und dem Lehrer am Bahnhof Untermühle. Sie fährt bei der Einetalbahn gewissermaßen als Zugbegleiterin mit und macht die Fahrgäste nicht nur auf landschaftliche Schönheiten aufmerksam, erläutert nicht nur geschichtliche Besonderheiten während der Fahrt, sondern sie erzählt auch Heimatsagen des Einetales. 

Besonders gern erzählt sie während der Fahrt des Zuges unterhalb des Arnstein von dem verwünschten Paar: “Auf dem Arnstein lebte vor Zeiten der Graf Heuer, ein Raufbold und Krieger sondergleichen. Während er das Getümmel der Schlacht suchte und ebenso vorüberziehenden Kaufleuten auflauerte, um sie auszurauben, war seine Gemahlin Ursula auf andere Weise bösartig. Sie quälte daheim die Burgleute und jeden der ihr in den Weg kam. Bald nach Graf Hoyers Tode, den alle weit und breit aus Wohltat empfanden, verbreitete sich das Gerücht, der Geist dieses Raubritter sei hoch hinauf in eine Mauerecke der Burg gebannt. und wirklich vernahm man in der Nacht oftmals von dort oben ein dumpfes Stöhnen, welches bis nach Sylda zu hören war. Auch der Geist der Gräfin Ursula fand nach ihrem Tode keine Ruhe und musste nach der entgegengesetzten Ecke der Burg wandern. Sie hörte sein Stöhnen. Er bekam ihre schlurfenden Schritte zu Ohren. Jedoch nähern konnten sie sich nicht. Nur ihre Seufzer begegneten sich. So mussten sie ihre bösen Taten büßen.” 

Noch viele andere Sagen kennt die Waldfee des Einetales. Am liebsten erzählt sie bei der Durchfahrt am Sühnekreuz von den Geschehnissen dorten: “2 Jungfrauen liebten denselben Förstersmann. Beim Futter holen trafen sie sich auf den Wiesen des Einetales. Hasserfüllt gingen sie mit Sicheln aufeinander los, bis sie beide niederfielen und verbluteten.” 

Gern fügt die Waldfee dieser Erzählung noch einige Zeilen des Liedes von der Glocke hinzu: "Gefährlich ist's den Leu zu wecken. Verderblich ist des Tigers Zahn. Doch der schrecklichste in seinen Schrecken, ist der Mensch in seinem Wahn.” Und lässt noch zwei Zeilen aus Schillers Glocke anklingen, obwohl diese an ganz anderer Stelle stehen. “Da werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz!” 

Betrachtet man das Bild, auf dem die Waldfee mit dem Müller und dem Lehrer zu sehen ist, so kann man erkennen: Die beiden Alten fühlen sich sichtlich wohl mit dieser jungen schönen Frau in ihrer Mitte!!!

Aus der Sammlung: Geschichten, Sagen und Erzählungen aus dem Einetal, 
von Gerhard Dörfer, Haldensleben

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