Die Tanzwiese im Einetal und die Arnsteiner

Dort, wo sich heute der Tierpark von Aschersleben ausbreitet, war einst die Tanzwiese der Stadt. Es war ein alt herkömmlicher Brauch in Aschersleben, dass Bräute am Vorabend ihrer Hochzeit alle ihre Freundinnen zu einem Tanzfest einluden. Und diese Festlichkeit fand jeweils auf der Tanzwiese vor den Toren der Stadt im Einetal Stadt. Und so geschah es wieder an einem schönen Maien-Abend. 

Als dann die Jüngsten in später Nacht lustig erzählend und fröhlich singend nach Hause gingen, bemerkte eine von ihnen, dass zwei Mädchen fehlten. Man konnte durchaus sagen, dass es die hübschesten unter ihnen waren. Alles Rufen und Suchen half nichts. Die beiden waren verschwunden. vorbei war es mit lustigem Geschwätz und fröhlichem Gesang. Sollten etwa die Arnsteiner…..? 

Diese Raubritter waren zu allem fähig. Und es war tatsächlich so. Die Arnsteiner hatten die zwei Mädchen geschnappt und auf ihre Burg mitgenommen. Was die Maiden zu erleiden hatten, machte bald die Runde.Die Bürgerschaft in Aschersleben beratschlagte, was zu tun sei. Die nächsten Verwandten der entführten Jungfrauen fassten ihren Entschluss!! Wieder wurde, als wäre nichts geschehen, ein Tanzfest vorbereitet. Man gab es bekannt und sorgte dafür, dass die Kunde auch bis zu den Arnsteinern drang. Als diese es vernommen hatten, freuten sie sich diebisch und lachten über die Dummheit der Bürger von Aschersleben. 

Am bekanntgegebenen Tage kam dann auch wieder eine große Schar Mädchen vergnügt zur Tanzwiese in Einetal. Die Musik spielte auf. Die Maiden drehten sich lustig im Kreise, sie wirbelten fröhlich herum. Die Ascherslebener hatten Späher ausgeschickt, die zwischen Westdorf und Welbsleben Ausschau hielten. Schon eilte einer von ihnen zur Tanzwiese und verkündete: “Sie kommen sie kommen!” 

Plötzlich stürmten die Arnsteiner, die sich heran geschlichen hatten, aus dem Gebüsch, als gerade wieder die Musik zum Tanzen auf spielte. Sie wollten erneut ein paar Mädchen rauben. Dieses Mal kam es jedoch anders. Die tanzenden Mädchen, es waren verkleidete Burschen, griffen zu Knüppeln, Dolchen und Stiletten unter Ihrer Kleidung. sie packten den Burgherrn und seine Knechte, gärten ihnen kräftig ihre Rücken, fesselten sie und führten sie in Ketten gelegt im Triumphzug in die Stadt. Den Knechten wurde noch einmal der Rücken gebläut. dann ließ man sie laufen. 

Der Burgherr aber wurde in einem großen eisernen Käfig gesperrt. Mit verbissenem Gesicht musste er Hohn und Sport der Bürger ertragen. Auch ein Spottlied erklang. 

Da sitzt der Arnsteiner nach seinen bösen Taten im Kasten. 
Nun soll er erstmal tüchtig fasten. 
Er kriegt nichts von den Würsten und dem Bier, 
denn allein alles essen und trinken wir.

Um seine Freiheit zu erlangen, musste er die geraubten Mädchen wieder herausgeben und ein hohes Lösegeld an die Stadt zahlen. Außerdem musste er schwören, sich nie wieder der Stadt zu nähern, keinen Raubzug wieder gegen Aschersleben zu planen und sich in keiner Weise an Ascherslebener Bürgern zu vergehen. 

Der Eiserne Käfig wurde noch Jahrhunderte hindurch der staunenden Nachwelt gezeigt.

Bildquelle : Sammlung L. Quambusch

Aus der Sammlung: Geschichten, Sagen und Erzählungen aus dem Einetal, 
von Gerhard Dörfer, Haldensleben

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