Sage: Die Speckseite mit Nägeln


Einleitung


Unsere Eine fließt durch Aschersleben und beendet bald ihren Lauf. Bei den Westerbergen ist sie der Wipper schon ganz nahe gekommen. Von nun an, so könnte man meinen, fließt sie neben der Wipper her. Nur der Schierstedter Busch trennt beide. Fast wird Groß-Schierstedt erreicht, da mündet die Eine in die Wipper.


Kommt man von Schierstedt her nach Aschersleben, so sieht man links der Straße auf einer Anhöhe einen großen Stein stehen. Ist diese Anhöhe ein Hügelgrab, das unsere Vorfahren in der mittleren Bronzezeit vor etwa 3500 Jahren errichtet haben? Oft werden solche Grabstätten auch Tumulus genannt. Um es genau wissen zu wollen, müsste man es öffnen. der große Stein jedoch scheint das zu verhindern. Es ist gerade so, als bewache er dieses Grab. Und er fällt auf, denn er sieht aus wie eine Speckseite. 3 Meter ist er hoch. Dabei soll er noch einen Meter tief in der Erde stecken. Und zwei Meter ist er breit, etwa 30 cm dick. Speckseite wird er genannt.


Das Verwunderliche aber ist, dass in diesem Stein einige Nägel so eingeschlagen sind, dass nur ihr Kopf zu sehen ist. Aus der Zeit, aus der unsere Vorfahren, die Germanen, noch an ihre Götter glaubten, wird berichtet, dass die Speckseite jeweils bei einem Gewitter weich geworden wäre. Unsere Vorfahren hätten dann Nägel in die Poren des Steines getrieben, um den wütenden Donar zu besänftigen, der mit seinem von Böcken gezogenen Wagen durch den Himmel raste und seinen Hammer Mjölnir warf, so dass Blitze zuckten.

Dieser Stein erinnert in gewisser Weise an den Feuerstein zwischen Welfesholz und Gerbstedt im Mansfelder Land bzw. an die Heideköppe im Erschebener Wald im Ohrekreis.


Die Speckseite mit Nägeln


Einstmals kamen zwei wackere Handwerksburschen ahnungslos des Weges daher. Sie wollten nach Aschersleben, um dort nach altem Brauch bei Meistern vorzusprechen. Hinter der Speckseite lauerten einige Tunichtgute und Raufbolde. Sie hatten ihre Freude daran, ehrsame Leute zu erschrecken. Manchmal plünderten sie diese auch aus. So war es auch jetzt. Mit viel Getöse und Geschrei stürzten sie auf die Straße, überwältigten die wandernden Handwerksgesellen und schleppten sie bis vor den Stein. Sie sagten ihnen, dass sie ihr Leben lassen müssten wenn….ja, sie verlangten von den Beiden, dass sie einen Nagel in den Stein einschlagen müssten, ohne dass er sich verbiege.

Die zwei Gesellen waren gottesfürchtige Leute, sie glaubten an die Allmacht des Schöpfers von Himmel und Erde. Sie knieten nieder, beteten und blickten voller Hoffnung empor. Dann standen sie auf und mit bloßen Händen, mit ihren Fäusten schlugen sie auf den Nagel. Auch auf den zweiten schlugen sie ein. Und siehe da, die Nägel versanken in dem Stein.

Zugleich aber waren ihnen Kräfte erwachsen. Sie schnappten sich die Raufbolde und verprügelten sie nach Strich und Faden. Die Tunichtgute machten sich, so schnell es ihnen noch möglich war, aus dem Staube. Ihnen war die Lust vergangen, ehrbare Leute zu belästigen. Sie wurden nie mehr gesehen.

Später haben noch öfter Burschen versucht, Hufnägel in die Speckseite einzuschlagen, aber nur wenigen soll es gelungen sein. Aber auch die sind nicht zu großen Kräften gekommen. Die Speckseite grüßt seit eh und je die Ankommenden. Ob sie einmal ihr Geheimnis preisgeben wird? 


Grundlage für diese Sage bildeten zwei aus der Broschüre “Sagen aus Aschersleben und Umgebung” herausgegeben von der Stadtverwaltung Aschersleben:

Die Sage vom Riesenstein S.18


Bildquelle: Die Speckseite Aschersleben Wikipedia


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