Sagen und Geschichten: Die Mönchslinde




Die Mönchslinde


In der Zeit, als es katholischen Priestern noch nicht verboten war, eine Frau zu nehmen, warb Abt Konrad, ein geborener Graf von Falkenstein, um die Gräfin Mathilde von Arnstein. Da er ein stattlicher und kluger Herr war und die junge Gräfin ihn lieb hatte, waren ihre Eltern mit einer Ehe der Beiden einverstanden. Die Verlobung wurde mit Glanz auf der Burg Arnstein gefeiert. Viele Gäste waren gekommen,um dem jungen Paar zu gratulieren.


Als der Festjubel am größten war, stahl sich das junge Paar unbemerkt von den vielen Gratulanten hinaus in den Garten. Ungestört von den anderen wollte man sich gegenseitig noch einmal seine Liebe bekunden.


Da stand urplötzlich, gerade so, als wäre er aus dem Erdboden gewachsen, ein Kardinallegat des Papstes vor ihnen. Mit kalt lächelnden Gesichtszügen bat er um Entschuldigung wegen der Störung. “Ich komme im Auftrag des Heiligen Vaters”, so sagte er. “Seine Heiligkeit, der Papst hat angeordnet, dass ab sofort kein Priester mehr heiraten darf. Und wer schon Frau und Kinder hat, muss sie fortan meiden. Jeder Priester darf sich nur noch dem Dienste Jesus Christus widmen. Wenn aber einer wagen sollte, dem Heiligen Vater den Gehorsam zu versagen, den wird unnachsichtig der apostolische Bannfluch treffen.”

Kaum hatte dieser Unglücksbote die Nachricht verkündet, so war er auch schon wieder verschwunden. So urplötzlich, wie er erschienen war, trat er von der Bildfläche ab. Es schien so, als hätte ihn der Erdboden verschluckt.


Erschrocken standen Gräfin Mathilde und Abt Konrad da, nachdem sie die Botschaft vernommen. Der geborene Falkensteiner rief laut: “Ich werde von meiner Braut nicht lassen, ob ich mit ihr den Himmel oder die Hölle haben möge.” Eng umschlungen standen beide da.


Unvermittelt stand eine schwarz graue Wolke am Himmel. Ein Blitzstrahl zuckte hernieder und erschlug das sich liebende Paar. Aus dem Doppelgrab, welches ihre Leiber aufnahm, wuchs bald darauf eine Doppellinde. Sie wurde bald die Mönchslinde genannt. Aus ihrem grünen Laube zur Johannistag - Zeit erhob sich Jahr für Jahr eine weiße Taube. Um die Blüten der Bäume aber zog immer ein Schmetterling seine Kreise.


Es wird erzählt, dass ein Mönch im Brauhof spuken solle. Ob es der Abt Konrad ist, der geborene Graf von Falkenstein??


Aus der Sammlung: Geschichten, Sagen und Erzählungen aus dem Einetal, 
von Gerhard Dörfer, Haldensleben

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